Mit dem Eintritt der Kinder in die Kita beginnt oftmals eine umfassende Veränderung des Familienlebens (Wiederaufnahme der Berufstätigkeit, usw.) insbesondere dann, wenn die Kinder zum ersten Mal außerhalb der Familie betreut werden. Diese Veränderungen bedeuten auf der anderen Seite aber auch, dass eine oft als sehr intensiv erlebte Zeit der Mutter- (bzw. Vater-) Kind - Beziehung zu Ende geht. Für diejenigen, die Ihre Kinder bisher allein zuhause betreut haben, ist die Zeit der ausschließlichen Eltern-Kind Beziehung nun endgültig vorbei. Ihr Kind wird neue Bezugspersonen kennen und hoffentlich auch mögen lernen, und es findet neue Freunde. Diese Entwicklung ist für die Kinder ein notwendiger und positiver, für die Eltern manchmal jedoch auch ein schmerzlicher Schritt, wissen sie doch zumindest unbewusst darum, dass die Zeit intensivster Gemeinsamkeit nun unwiderruflich vorbei ist.
Hinzu kommt, dass die Entscheidung, das eigene Kind in einer Kindertageseinrichtung betreuen zu lassen, nicht allen Eltern leicht fällt. Manche haben Zweifel, ob diese Entscheidung auch wirklich richtig gewesen ist. Verstärkt werden können diese Zwiespältigkeiten auch dadurch, dass sich ja nicht nur ihre Kinder, sondern auch die Eltern in einem ihnen fremden Raum erst einmal zurechtfinden müssen. „Wie ist die Erzieherin?“ „Ist sie nett zu meinem Kind“? „Kommt mein Kind mir ihr klar?“ „Entspricht die pädagogische Arbeit wirklich unseren Vorstellungen?“ „Wie sind die andern Kinder/Eltern?“ usw. All dies sind Fragen, die manchen Eltern jetzt vermutlich durch den Kopf gehen.
Bei allem Verständnis für die Unsicherheiten der Eltern gibt es einen Punkt, der ausgesprochen wichtig ist und über den man sich vollkommen klar sein muss: Kinder haben ein untrügliches Gespür für Stimmungen. Nichts entgeht ihnen weniger als Unsicherheiten, Zweifel, Unschlüssigkeiten ihrer Eltern. Denn genau an diesem Punkt - solange eine Situation noch unentschieden ist -, gibt es für die Kinder die Möglichkeit, auf eine jeweilige Entscheidung Einfluss in ihrem Sinne zu nehmen. Diese Fähigkeit ist auf der einen Seite sehr wichtig, müssen Kinder doch lernen, sich für ihre Auffassungen und Wünsche einzusetzen. Wenn jedoch die Erwachsenen sich ihrer selbst nicht vollkommen sicher sind und es Ihnen an einer klaren Haltung mangelt, kann diese Konstellation zu einer schwierigen Trennungssituation führen.
„Gehen oder Bleiben?“ lautet hier die Frage, auf die Eltern immer eine eindeutige Antwort parat haben müssen. Wir kennen den verständlichen Wunsch von Eltern, dass sie möchten, dass ihr Kind sich fröhlich von ihnen verabschiedet. Aber: „Scheiden tut weh“, sagt ein Sprichwort, und „Aller Anfang ist schwer“ ein anderes. Abschied-Nehmen ist nicht etwas, was man einfach kann, sondern es will gelernt sein (lautes Weinen bis hin zum fassungslosen Schluchzen ist erlaubt!), sie haben aber ebenso ein Recht darauf, auf eine klare und eindeutige Haltung auf Seiten der Erwachsenen zu treffen. Denn diese sind es, die eine jeweilige Situation bestimmen und die Verantwortung haben. Die Kinder in dieser Situation bestimmen zu lassen, ob man bleibt oder geht, heißt, sie zu überfordern und den Trennungsschmerz aufgrund des „Hin- und Hergerissenseins“ unnötig zu verlängern. Es ist insofern für die Eltern sehr wichtig, sich nicht erst in der Situation zu fragen, ob sie gehen oder bleiben wollen, sondern dies jeden Tag eine gewisse Zeit vorher (ggf. in Absprache mit der Gruppenerzieherin und in Abhängigkeit von dem Stand der Eingewöhnung) festzulegen, und sich dann dementsprechend klar, eindeutig und bestimmt zu verhalten.